Fragen bringen den menschlichen Geist dazu, sich weiterzuentwickeln, über den Tellerrand hinauszuschauen, Anteil zu nehmen an der Welt und am Leben und über die Grenzen der eigenen Wahrnehmung hinauszuwachsen. Sich für einen kurzen Moment gedanklich in die Schuhe eines anderen zu versetzen und zu schauen, ob sie bequem sind. Also all das, was wir als Leser lieben. Daher ist hier Platz für Fragen – einige, die oft gestellt werden und vielleicht auch die eine oder andere, die viel zu selten gestellt wird.

WIE KOMMST DU AUF DEINE IDEEN?

Die Frage sollte viel eher lauten: Wie kommen sie auf mich?

Ich werde regelmäßig überfallen, schon wenn ich morgens nichtsahnend und verschlafen den ersten Kaffee trinke kann es passieren, dass mich eine überfällt und sich hinterhältig in eine meiner Hirnwindungen frisst. Und dann fallen den ganzen Tag über irgendwo Stichwörter, ich lese etwas, höre eine Radiomeldung, jemand erzählt etwas und schon spult ein kleiner Film ab.

Manchmal kommt auch ein Protagonist vorbei – die einen setzen sich hin und warten hartnäckig, bis ich sie nicht länger ignorieren kann, andere stehlen sich klammheimlich in den Text. Wieder andere machen sich lautstark bemerkbar und dann gibt es noch die, die vorbeihuschen und bei denen ich mich bemühen muss, einen Zipfel zu erwischen.

Natürlich gibt es noch die Grundthemen, die bei mir immer mitschwingen: Leben und Tod. Identität – und ob man sie wirklich braucht und was man mit ihr alles anstellen kann. Verstand und welche Auswirkungen das was in ihm vorgeht auf unsere Wahrnehmung und damit unsere Realität hat. Es gibt so vieles in diesem Bereich, was ich faszinierend finde.

Und wenn alle drei Aspekte zusammenkommen, dann entsteht der Grundstein für eine Geschichte.

WARUM TAUCHT BEI DIR DER TOD AUF?

Ich persönlich finde ja, der Tod ist im Leben völlig unterbewertet – in unserer Kultur zumindest. In Indien beispielsweise ist Sex ein Tabuthema, wenn die Rede hingegen auf den Tod kommt, ist niemand peinlich berührt und es gibt keine Berührungsängste. Da wird noch mit Hand angelegt, wenn der Scheiterhaufen für die Einäscherung vorbereitet wird. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass die Inder in Unterwäsche duschen, während hierzulande beim Aufguss in der Sauna jedermann selbstverständlich auf Hautfühlung geht.

Aber zurück zum Tod: Er ist nun mal ein ganz ursprünglicher, natürlicher und elementarer Teil des Lebens – wie Sex ja auch. Und – im Gegensatz zu Sex – ein unvermeidbarer. Wenn man ihn also schon nicht loswird, dann kann man doch zumindest schauen, ob er sich nicht nützlich machen kann. Und ich denke, das kann er durchaus.

 

 

 

Für mich relativiert sich im Kontext der eigenen Endlichkeit vieles – wer könnte noch ernsthaft glauben es sei gerechtfertigt, einen Tobsuchtsanfall zu bekommen, weil einem Jemand die Vorfahrt nimmt, wenn der Tod danebenstünde und man die letzten Körnchen durch die Sanduhr rieseln sehen würde. Oder einen Nervenzusammenbruch, weil sich kurz vor dem Date eine Laufmasche breitmacht. Nicht falsch verstehen, von mir aus darf sich gerne jeder über alles Mögliche aufregen, bis ihm der Kragen platzt, aber dann sollte man auch Spaß dran haben. So wie Rumpelstilzchen beispielsweise. Ansonsten machen Ärger, Stress und Unzufriedenheit einfach nur krank – und Krankheit führt ja bekanntlich manchmal schneller zum Tod, als einem lieb ist.

GIBT ES EINE FORTSETZUNG ? ​

In meiner Vorstellung reist Else jetzt erstmal durch die Welt und das sei ihr von Herzen gegönnt. Dabei können wir ihr ausschnittweise aber tatsächlich über die Schulter schauen. In der Kurzgeschichte „Am Ziel vorbei führt auch kein Weg“ ist sie in Indien unterwegs. Grundidee ist, dass sie dort der Kuhfleischmafia das Handwerkt legen will, aber unterwegs ein kleines Abenteuer erlebt. Die Kuhfleischmafia lässt sich natürlich nicht in einer Kurzgeschichte aufmischen – nicht einmal von Else. Beim Schreiben habe ich aber gemerkt, dass mich die Idee reizen würde. Auf der anderen Seite hatte ich nie vor eine Fortsetzung zu schreiben und finde die Geschichte auch rund und abgeschlossen. Also: Es würde mich sehr wundern. Aber letztlich habe ich keine Ahnung, was die Vorsehung für Else und für mich geplant hat.

WANN KOMMT DEIN NÄCHSTER ROMAN?

Am ersten März 2021 erscheint jetzt erst mal „Nach dem Verstand einfach geradeaus“. Außerdem habe ich einen Jugend- bzw. All-Age Roman geschrieben, der auch als Drehbuch geplant ist. Der liegt momentan bei mehreren großen Verlagen. Und ich habe eine sehr grobe Grundidee für einen neuen Roman, der in die „Tradition“ von Else und Quentin passen würde. Weiterhin gibt es noch mehrere sehr spannende Gemeinschaftsprojekte, an denen ich mittüftle. Wann was in welcher Reihenfolge fertig wird, kann ich momentan noch nicht sagen, aber ihr könnt gespannt sein.